Vorbehandlung
Die Olsaat kann aufgrund schwankender Zusammensetzung und mehr oder weniger geeigneter Behandlung wahrend Ernte, Transport und Lagerung in sehr unterschiedlicher Qualitat vorliegen. Daher kann eine zusatzliche Behandlung (u. a. Trocknung, Reinigung) erforderlich sein.
AnschlieBend kann die Olsaat — je nach den Anforderungen an die Produkte — geschalt werden. Dies wird beispielsweise insbesondere bei der Sonnenblumen — saat haufig angewandt, da durch das vorherige Abtrennen der Schalen ein Schrot mit einem besonders hohen EiweiBgehalt hergestellt wird. Die zur Schalung der Olsaaten verwendeten Spezialmaschinen beruhen im Wesentlichen auf den Wirkungen von Zerkleinerungen und Sichtungen. Die Saathulsen werden dazu aufgebrochen. Dabei sollte aber der Samenkern moglichst nicht zerstort werden. Alternativ konnen Prallteller zum Einsatz kommen. Hier fallt die Saat auf eine rotierende Scheibe. Beim Aufprall zerplatzt die Saathulse und wird — wie auch der Hulseninhalt — durch die Fliehkrafte nach auBen geschleudert. Die leichten Hulsen und Hulsenbruchstucke konnen dann mit einem Windsichter und uber Siebe vom schwereren Hulseninhalt abgetrennt werden. Die Schalen konnen z. B. als Futtermittel oder als Brennstoff Verwendung finden.
Auch kann ein zu hoher Schalengehalt bei bestimmten Olsaaten (z. B. bei Sonnenblumenkernen) die Olqualitat herabsetzen, da die Losemittel auch das Schalenwachs ablosen. Deshalb wird auch bei der Rapssaat das Schalen zur Verringerung der Hexanverluste sowie zur Verbesserung der Olqualitat und insbesondere zur Verbesserung der Schrotqualitat diskutiert /13-105/.
AnschlieBend wird die Olsaat zerkleinert. Bei der Zerkleinerung werden Spei — chergewebe und Samenschale zerstort, um zusatzliche Oberflachen zu schaffen und dadurch den Olaustritt zu erleichtern. Dabei erfolgt die Vorzerkleinerung oft mit Hilfe von Riffel — und die Feinzerkleinerung mit Glattwalzen. Riffelwalzen tragen auf ihrem Umfang Riffeln von sagezahnahnlichem Querschnitt. Die etwas schrag verlaufende Riffelung des Walzenpaares, das mit unterschiedlichen Drehzahlen gegeneinander lauft, fuhrt wiederum zu Schneidbewegungen. Der Abstand der Riffeln betragt — je nach Olsaat — 3 bis 30 mm. Glatt — oder Flockier — walzwerke als zweite Zerkleinerungsstufe walzen die Olsaat zu Flocken von 0,25 bis 0,35 mm Dicke. Die Walzwerke bestehen aus zwei nebeneinander angeord — neten, geschliffenen Walzen, die durch eine Hydraulik oder durch Federkraft aneinander gepresst werden und eine um 3 bis 5 % unterschiedliche Um- drehungsgeschwindigkeit haben. GroBe und Durchsatz des Mahlgutes lassen sich durch die Walzenlange, die Umdrehungsgeschwindigkeit und den Walzenabstand einstellen und damit an die nachfolgenden Verarbeitungsschritte (Pressung und Extraktion) anpassen.
Danach wird das Mahlgut konditioniert; d. h. Wassergehalt und Temperatur werden so eingestellt, dass ein gutes Trennergebnis in der Schneckenpresse er — reicht werden kann.
— Ein zu hoher Wassergehalt in der Saat verhindert einen guten Druckaufbau, der notwendig ist, um moglichst groBe Olanteile aus der Saat zu pressen. Ein zu niedriger Wassergehalt fuhrt demgegenuber zu hohen Trubmengen und damit zu einem hohen Feststoffgehalt im Ol, da der Presskuchen dann sehr "broselig" wird. Der Wassergehalt sollte deshalb zwischen 4 und 6 % liegen.
— Temperaturen von uber 80 °C fuhren zu Veranderungen des Pressguts, welche die Eigenschaften fur die anschlieBenden Prozesse z. T. positiv beeinflussen.
• Die in den Olsaaten befindlichen Enzyme und Mikroorganismen, welche die Haltbarkeit des Presskuchens verringern konnen, werden inaktiviert.
• In der Saat befindliche EiweiBstoffe werden koaguliert, wodurch ein Ver — schmieren der Pressen oder eine Schaumbildung bei der Extraktion vermie — den wird. AuBerdem kann dann das Losemittel das Extraktionsgut besser durchdringen.
• Das Ol wird mit zunehmender Temperatur dunnflussiger, so dass es beim Pressen leichter ablauft
Diese Konditionierung des Pressgutes wird vorwiegend in trommelartigen, hori — zontalen oder geneigten Apparaten durchgefuhrt. Die Mantel oder die Ruhrwerke dieser Konditionierer werden mit Dampf beheizt. Meistens sind Vorrichtungen zum direkten Einblasen von Wasserdampf angebracht. AuBerdem ist im Regelfall die Moglichkeit vorgesehen, die eingebrachte Luft zur Trocknung des Pressgutes zu benutzen. Die Olsaat wird dabei auf eine Temperatur von 80 bis 90 °C und einen von der jeweiligen Olsaat bzw. den nachfolgenden Verarbeitungsschritten abhangigen Wassergehalt eingestellt.